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Testautomatisierung mobiler Applikationen mit Appium

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Autor: Carsten Negrini

Testautomatisierung spielt gerade bei der Entwicklung von mobilen Apps eine wichtige Rolle. So gilt es in der mobilen Welt, Apps auf verschiedenen Plattformen (iOS, Android) und unter verschiedenen Betriebssystemversionen zu testen. Je nach Anwendungsfall sind auch noch spezielle Szenarien denkbar, sodass die Anzahl wiederholt durchzuführender Tests drastisch steigt und eine effiziente Testautomatisierung praktisch zwingend wird.

Warum automatisiert man Tests?

Allem voran gilt es, die Kundenzufriedenheit stetig hoch zu halten und dabei nicht unnötig Zeit, Geld und Ressourcen aufzuwenden. Gerade im mobilen Bereich können die Kunden über die Appstores direkt öffentlich Rückmeldung zu ihren Erfahrungen mit den Apps geben. Zudem hat man meistens eine große Anzahl Installationen. Deshalb spielt die Kundenzufriedenheit im mobilen Bereich eine große Rolle. Doch wie wird die entsprechende Kundenzufriedenheit erreicht?

Mithilfe der Testautomatisierung lassen sich weitaus mehr Tests in gleichbleibender Zeit durchführen, was langfristig zu einer höheren Testabdeckung bei gleichzeitiger Kostenminimierung führt. Testfälle können reproduzierbar und auf verschiedenen Plattformen beziehungsweise auf verschiedenen Betriebssystemen durchgeführt werden. Die App reagiert unter Batteriebetrieb anders als unter Netzbetrieb? Oder im WLAN anders als im LTENetz?

Solche Szenarien kann man effizient nur durch eine geschickte Testautomatisierung testen. Die Tatsache, dass agiles Entwickeln und der Trend zu CI/CD häufiges Umbauen der App erfordert und damit auch einen häufigen Regressionstest, erhöht den Nutzen der Testautomatisierung in diesem Bereich.

Welche Tools kann man verwenden?

Es gibt viele Programme, mit denen man mobile Apps automatisiert testen kann. Bekannte Platzhirsche sind:

  • Appium
  • Ranorex
  • UFT-Mobile

redbots nutzt häufig Appium, weshalb alle Beispiele in diesem Artikel zu Appium sind. Ranorex besitzt neben einer attraktiven und nutzerfreundlichen UI außerdem einen sehr guten Support und stammt von einem etablierten Hersteller. UFT-Mobile bietet viele Features im High-End Bereich, allerdings sind die Kosten und Einstiegshürden auch entsprechend hoch. Appium ist ein Opensource-Programm und hat niedrige Einstiegshürden, wodurch es sich für eine Vielzahl von Anwendern eignet.

Zudem ist es kompatibel mit dem Selenium Webdriver, sodass ein Investment in das Wissen einer App-Automatisierung auch übertragbar ist in die Automatisierung einer Web-Applikation und umgekehrt. Darüber hinaus lässt sich Appium auch leicht in die üblichen Build-Pipelines integrieren und liefert daher schnell Ergebnisse. Der klassische Aufnahmeablauf wird anhand dieses Bildes etwas verdeutlicht:

Aufnahmeablauf (Quelle: redbots)

 

Aufnahmeablauf (Quelle: redbots)

Dabei werden im ersten Schritt die Oberflächenkomponenten der App identifiziert. Im zweiten Schritt wird ein Skript aufgezeichnet, dass die Benutzerinteraktionen mit der App beeinhaltet. Im dritten Schritt wird das Skript aus dem vorherigen Schritt in eine Java-Klasse übernommen und mit Assertions ergänzt, um das Sollergebnis eines jeden Schrittes abzutesten. Im vierten Schritt schließlich werden die so aufgebauten Java-Klassen in die normale Build-Pipeline integriert, sodass die Tests nahtlos und regelmäßig ausgeführt werden können.

Wie sieht ein typisches Setup aus?

Vorweg: Der hier beschriebene Testaufbau dient dazu, eine Android-App zu automatisieren. Ähnlich wird bei der Automatisierung von iOS-Apps vorgegangen, allerdings dann anstelle Android Studio mit Xcode. Ein typischer Aufbau einer Testautomatisierung besteht aus einer Komponente, die die Tests durchführt und steuert.

Wir verwenden dazu TestNG, da diese Komponente eine sehr feingranulare Steuerung von Testreihenfolgen ermöglicht, die Gruppenbildung von Tests unterstützt und ein schönes Reporting direkt mitliefert. Eine weitere Komponente ist die Steuerkomponente, die die Fernbedienung von auf Geräten installierten Apps unterstützt.

Hierzu verwenden wir Appium, da damit sowohl eine Steuerung von Android als auch von iOS-Geräten und auch von Simulatoren möglich ist. Es können also sowohl physische Geräte, die per USB angeschlossen sind, als auch die bekannten Simulatoren gesteuert werden. Die entsprechenden Elemente der Benutzeroberfläche werden mittels Appium- Inspektors aufgezeichnet und können dann programmatisch angesprochen werden. Als Voraussetzung für ein lauffähiges Appium ist noch das Android SDK zu installieren, da Appium die Android Plattform-Tools als lokale Installation voraussetzt.

Verbindungsaufbau von Appium mit dem Testgerät

Um Appium mit dem Testgerät zu verbinden, sind innerhalb Appium die Capabilities (Verbindungen zu unterschiedlichen Geräten) entsprechend zu setzen. Um die notwendigen Informationen zu bekommen, ruft man mittels „adb devices“ die Liste der aktuell angeschlossenen Geräte auf. Die so erhaltene eindeutige Geräte-ID muss in die Appium-Capabilities als „udid“ eingetragen werden. Zusätzlich muss noch mindestens der Plattform-Name (hier: „Android“) als „platformName“ eingetragen werden.

Mit dem Klick auf „Start Session“ wird nun die Verbindung zwischen Appium und dem Testgerät etabliert, die notwendige Installation von Appium- Komponenten auf dem Endgerät wird bei der ersten Verbindung automatisch durchgeführt. Achtung: Hier sind eventuell notwendige Dialoge auf dem Endgerät zu beachten und entsprechend zu beantworten. Das Testgerät muss sich im Entwicklermodus befinden, die hierzu notwendigen Schritte sind je nach Hersteller und Betriebssystemversion unterschiedlich.

Aufzeichnung der App-Bedienung

Nun beginnt der für die Automatisierung wesentliche Schritt: Die Aufzeichnung der App-Bedienungsschritte, die der Benutzer normalerweise entsprechend macht. Dazu werden die Capabilities so angepasst, dass die zu testende App direkt gestartet wird. Damit wird sichergestellt, dass das Testgerät zu Beginn des Tests immer im reproduzierbaren Zustand ist und die App, welche getestet werden soll, ebenfalls reproduzierbar im festgelegten Zustand ist.

Dies wird erreicht über den Eintrag „app“ sowie über den Pfad zu der entsprechenden App. Die Alternativmöglichkeit besteht darin, den Packagenamen und die Activity der App anzugeben, die gestartet werden soll. Nun kann die Appium-Session gestartet werden und es öffnet sich die App sowohl auf dem Testgerät wie auch im Appium-Inspektor. Wir verwenden hier beispielhaft eine der häufig benutzten Apps mit Versionen für iOS und Android. Nun kann man über die Buttons oben beispielsweise einzelne Elemente der App selektieren, anklicken, über den Bildschirm mit dem Finger streichen und auch direkten Java-Code zur Testautomatisierung erzeugen.

Wir klicken also auf den „Augen“-Button, um die Aufzeichnung eines Testfalls zu starten. Der Button färbt sich nach Aktivierung rot ein. Mit dem „Select elements“-Werkzeug (in dem Dialog blau markiert) klicken wir innerhalb der App (im Dialog ganz links) auf den Button „Datenvolumen buchen“. In der rechten unteren Ecke kann man jetzt die Detailansicht des ausgewählten Elements sehen („Selected Element“). Ein Klick auf den Button „Tap“ wird jetzt sowohl in der App-Ansicht als auch auf dem angeschlossenen Testgerät die Benutzeraktion durchführen, der Button „Datenvolumen buchen“ wird also angeklickt.

Die Veränderung ist sowohl in der App-Ansicht wie auch auf dem Testgerät sofort sichtbar. Der entstehende Code, um den Testfall zu reproduzieren, wird sofort oben rechts im Feld “Recorder” angezeigt. Jetzt kann noch ausgewählt werden, in welcher Sprache der Code ausgeführt werden soll. Wir verwenden häufig Java, die Wahl der Testautomatisierungssprache ist jedoch von vielen externen Faktoren abhängig.

Der durch den Appium-Inspektor erzeugte Code kann in eine neue Java-Klasse importiert werden, diese kann dann durch weitere Features erweitert werden. So muss der Code häufig erweitert werden um dynamische Testdaten, die aus einer CSV-Datei eingelesen werden können (manchmal auch aus einer Datenbank) und dann an die App geschickt werden.

Wie hoch ist der Aufwand?

Um dies zu verdeutlichen, schauen wir uns am besten einen typischen Entwicklungszyklus einer agilen Softwareentwicklung genauer an. Angenommen, diese Folge beinhaltet 3 Sprints à 3 Wochen, wobei in jeder Woche neue Features hinzugefügt werden sollen und alle 9 Wochen eine neue Version veröffentlicht werden soll.

Bei manuellen Tests ist der Aufwand, um eine Regression für diese Tests durchzuführen entsprechend hoch. Automatisiert man die Tests hingegen, so ist zwar der Aufwand des eigentlichen Tests höher, dafür sinkt jedoch der Einsatz von Ressourcen für die Regressionstests signifikant, sodass der Gesamtaufwand ebenfalls stark sinkt.

Man kann also sagen, dass sich eine geschickte Testautomatisierung vor allem dann lohnt, wenn ein hoher Regressionsanteil besteht. Dieser ist natürlich wichtig, um Fehler auszumerzen und die Kundenzufriedenheit hochzuhalten.

Welche Apps können getestet werden?

Es können alle mobilen, nativen oder hybriden Apps getestet werden, die auf iOS oder Android basieren. Dies setzt jedoch voraus, dass eine Webdriver- Implementierung vorliegt. Auf der anderen Seite ist es jedoch schwer, hardwarenahe-Tests wie etwa Bluetooth- oder eID-Tests durchzuführen, da solche Tests direkten Zugriff auf die Hardware des Testgerätes benötigen.

Tipps zum Ende

Die wichtigste Erkenntnis, die wir hier nennen können, klingt so simpel wie prägnant: Ohne Kommunikation der Entwickler und Tester wird auch die beste Automatisierung nicht die gewünschten Ergebnisse liefern. Die Rolle der Tester kann durch automatisierte Tests nicht ersetzt werden, vielmehr schafft aber eine gute Zusammenarbeit zwischen Test und Entwicklung die Grundlage erfolgreicher Testautomatisierung und damit zufriedener Kunden.

 

 

 

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