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Low-Code für die ERP Entwicklung: So funktionierts!

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Autor: Udo Hensen

Jahrzehntelang waren Softwarelösungen das Ergebnis intensiver Arbeit qualifizierter Programmierer:innen, die eine Vielzahl von Programmiersprachen nutzten. Die Entstehung komplexer Systeme, wie ERP-Software, war ein langwieriger und kostenintensiver Prozess, in dem hochqualifizierte und gut bezahlte Entwickler:innen eingesetzt wurden, um oft mehrere Jahre an einem Projekt zu arbeiten. Um nach Fertigstellung der ERP-Software viele verschiedene Kunden bedienen zu können, verfolgten die Hersteller die Strategie der maximalen Standardisierung. Dazu wurden möglichst allgemeingültige Prozesse definiert, die auf den ersten Blick für die meisten Unternehmen gleich sind.

Lediglich für unterschiedliche Branchen wurden Individualisierungen eingebaut. Blickt man aber ins einzelne Unternehmen hinein, so zeigt sich, dass sich darin viele einzigartige und teilweise organisch gewachsene Prozesse entwickelt haben. Eine Individualisierung und Anpassung an spezifische Prozesse ist nur über Sonderprogrammierung möglich, bei der das Entwicklungsteam des Herstellers gefragt ist.

Ist ein Produkt einmal fertig, ist das Geschäft für die Hersteller einfach: Die Standardsoftware wird durch Updates, Ergänzungen und Erweiterungen lediglich gepflegt, was die Lösungen immer mächtiger, komplexer und anfälliger werden lässt. Alle großen, bekannten ERP-Lösungen sind Standardlösungen mit einer riesigen Funktionspalette, von der einzelne Unternehmen nur einen Bruchteil tatsächlich benötigen. Teilweise dauern ERP-Projekte mehrere Jahre, weil die Unternehmensprozesse an die Software angepasst werden müssen.

Die Funktion von Low-Code am Beispiel der ERP-Entwicklung

Eine Alternative zu den Aufwänden der klassischen Softwareentwicklung bei ERP-Systemen, stellt nun die Low-Code-Entwicklung dar.

Low-Code-Plattformen

Wer Low-Code entwickeln möchte, nutzt dazu eine Low-Code-Plattform. Die meisten Low-Code-Plattformen werden in der Cloud betrieben und sind als „Software-as-a-Service“ (SaaS) konzipiert. Als Web- oder Cloud-Dienste können diese Plattformen sämtliche Schritte des Low-Code-Development abwickeln: Darstellung, Logik, Business-Integration, Datenverarbeitung und User-Authentifizierung und Testverfahren. Es gibt jedoch auch Low-Code-Plattformen, die On-Premise – also lokal im Rechenzentrum – installiert werden können. Interessant dabei ist besonders die Art und Weise, wie der Programmcode in diesen Low-Code-Plattformen erzeugt wird.

Fertiger Code „wie von Geisterhand“

Bei einigen Systemen wird im Hintergrund von einem Algorithmus „wie von Geisterhand“ ein Code geschrieben, der kompiliert wird und dann ausführbar ist. Der jeweilige Algorithmus wird dazu einmal entwickelt und bildet danach das Herzstück der Plattform.

Rendering on the fly

Hier wird zunächst kein ausführbarer Code generiert, stattdessen werden alle erforderlichen Informationen in Textdateien (zum Beispiel JSON) und einer SQL-Datenbank abgelegt. Wenn die Endnutzer:innen die Webseite aufrufen, interpretiert der Webserver die Informationen und rendert den Code für die Webseite „on the fly“ und sendet diese an den Client zur Darstellung im Browser.

Softwareentwicklung per Drag & Drop

Um eine Softwareanwendung zu „bauen“, bedient man sich fertiger Software-Bausteine, die die Low-Code-Plattform bereitstellt. Über eine grafische Oberfläche klicken sich die Anwender:innen aus diesen vielen verschiedenen Bausteinen über Pull-Down-Menüs und per „Drag & Drop“ ihre Anwendung zusammen. Die Entwicklung einer ERP-Lösung nach dieser Methode ist bis zu 10 Mal schneller als die Anpassung einer Standardsoftware. Üblicherweise ist eine erste Version in wenigen Wochen fertiggestellt – wohlgemerkt komplett auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten.

Praxisbeispiel: Die Entwicklung von ERP-Lösungen mit Low-Code

Low Code Plattformen für den Aufbau von ERP Lösungen einzusetzen, ist noch jung und nicht weit verbreitet. Das mag daran liegen, dass der Markt für ERP-Systeme sehr vielfältig ist und einige Hersteller schon lange am Markt sind. Gleichzeitig sind ERP-Lösungen sehr komplex. Wie eingangs beschrieben, wurden ihre Lösungen kontinuierlich erweitert, angepasst und dadurch immer komplexer und schwerfälliger. Gängige ERP-Systeme decken heute nahezu alle Standardprozesse im Unternehmen ab, können aber nur schwer „customized“ werden. Sie schleppen durch den jahrelangen Aufbau einen Ballast an Code und Funktionen mit, von dem im Einzelfall nur 20 % im Kundenprojekt benötigt werden.

Mit Low-Code den Entwicklungsprozess neu denken

Mithilfe moderner, cloudbasierter Low-Code-Entwicklungsplattformen sind Unternehmen jetzt in der Lage, den gesamten Entwicklungsprozess einer ERP-Lösung neu aufzusetzen. Aus einer starren Softwarearchitektur wird so ein modernes und schlankes Baukastensystem. Das Gerüst dieses Baukastens stellen Grundmodule dar, die in jeder ERP-Lösung wiederkehren. Solche Grundmodule sind kleinste Bausteine einer ERP-Software, die man logisch zu einem Prozess verknüpft. Die Umsetzung erfolgt auf Basis eines Grundsystems („Base Template“), das alle grundlegenden Prozesse schon bereithält.

Um die ERP-Software an die einzigartigen Prozesse eines Unternehmens anzupassen, kommen zu den Grundmodulen maßgeschneiderte Bausteine hinzu, die in enger Abstimmung von ERP-Beratern und Kunden zu einer individuellen Lösung zusammengesetzt werden. Wichtig dafür ist das vollständige Verständnis der vorhandenen und der neu zu definierenden Prozesse sowie der zu erfüllenden Wünsche und Erwartungen. Die Anforderungen an das neue ERP-System werden anschließend festgeschrieben und darauf aufbauend die neuen Prozesse vorbereitet. Es werden nur die Dinge angepasst, die genau dieses Unternehmen von anderen unterscheidet. Dabei werden Veränderungen und Ergänzungen durch den Low-Code-Ansatz in kürzester Zeit umgesetzt. Am Ende steht eine dem Kunden sprichwörtlich „auf den Leib geschneiderte“ ERP-Lösung zur Verfügung.

Nachteile von ERP auf Low-Code

Selbstverständlich ist Low-Code nicht das Allheilmittel. Die neu gewonnene „Freiheit“ bei der Entwicklung von Applikationen bedeutet auch Verantwortung. Wer völlig flexibel eine Lösung konstruieren kann, dem kommen immer neue Anforderungen in den Sinn. Es besteht die Gefahr, zu vielen Kundenwünschen gerecht werden zu wollen. Das Beraterteam muss über Führungsqualitäten sowie umfangreiche Prozess- und IT-Kenntnisse verfügen und es ist wichtig, dass zu Beginn eines Projekts die Anforderungen, Ziele und Meilensteine präzise in einem Pflichtenheft festgelegt werden, um das Risiko der Zerstreuung und Ineffizienz zu vermeiden. Für jedes ERP-Projekt einer bestimmten Größe sollte also stets ein ausführliches Lastenheft vorhanden sein.

Fazit

Low-Code ist ein spannender und vielversprechender Ansatz, um zukünftig zentrale Unternehmensanwendungen schneller und flexibler zu entwickeln als bisher. Gleichzeitig wird Low-Code den klassischen Entwicklungsweg auch nicht gänzlich ersetzen können. Für Unternehmen, die in neue Anwendungen wie ERP-Software investieren wollen/müssen, stellt der Low-Code-Ansatz eine ernst zu nehmende Alternative zu den klassischen Lösungen dar. Die Vorteile der Low-Code-Entwicklung gegenüber der klassischen ERP-Entwicklung wiegen schwer, die Nachteile sind gut beherrschbar.

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